Zahnbehandlung

Erkrankungen im Bereich der Maulhöhle sind heutzutage die mit am häufigsten auftretenden Probleme unserer Haustiere. Bis zu 80% der in der Tierarztpraxis vorgestellten Patienten leiden an Zahnstein, Zahnfleischentzündungen (Gingivitis), Entzündungen des Zahnhalteapparates (Parodontitis) oder anderen Erkrankungen von Zähnen, Zahnfleisch, Zahnhalteapparat oder sogar der Kieferknochen.

Genau wie bei uns Menschen gehen diese Veränderungen mit teilweise sehr starken Schmerzen einher. Dennoch werden immer noch viel zu viele Tiere erst beim Tierarzt vorgestellt, wenn eine Erkrankung bereits weit fortgeschritten und somit eine intensive, kostspielige Zahnsanierung notwendig ist oder sich die Infektionserreger sogar bereits aus der Maulhöhle über die Blutbahn ausgebreitet und Herz, Nieren oder Leber dauerhaft geschädigt haben. Das liegt zumeist daran, dass unsere Vierbeiner von Natur aus noch darauf geeicht sind, Schwächen und Schmerzen so lange es irgend geht zu verdecken und uns somit kaum Anhaltspunkte für ein Problem geben. Gerade das Fressen stellt einen so essenziellen, unentbehrlichen Teil des Überlebens dar, dass es erst reduziert oder eingestellt wird, wenn es absolut nicht mehr anders geht.

Gerade deshalb ist es so wichtig, regelmäßig das Maul unserer geliebten Vierbeiner gründlich zu kontrollieren oder kontrollieren zu lassen und alle Möglichkeiten zu nutzen, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und bestehende Probleme schnellstmöglich zu beheben.

Denn: „GESUND BEGINNT IM MUND!“

Symptome - oder: Woran erkenne ich Zahnerkrankungen?

Die Symptome für Erkrankungen im Maulbereich sind sehr vielfältig und deren Ausprägung sagt leider nichts über den Schweregrad der Erkrankung aus.

Die wichtigsten Symptome haben wir hier einmal zusammengefasst:

  • Antriebslosigkeit, ungewöhnlich ruhiges Verhalten, Verweigerung von Spiel und Bewegung
  • übel riechender Maulgeruch
  • gelblich-weiße Zahnbelege/Krusten, die sich kaum oder gar nicht vom Zahn abwischen lassen
  • gerötetes oder sogar blutendes Zahnfleisch, vor allem um die Zahnhälse herum
  • vermehrtes Schmatzen oder Speicheln bei und nach dem Fressen
  • mit Futterresten verklebtes Fell um das Maul herum
  • Bevorzugung von weichem Futter (wenn gewöhnlich Trockenfutter lieber gefressen wurde)
  • zunehmende Wasseraufnahme (und damit auch Harnabsatz)
  • (schleichender) Gewichtsverlust
  • stumpfer werdendes oder schuppiges Fell, trockene Haut
  • abnehmende Futteraufnahme (weniger oft am Tag bzw. weniger an Menge)
  • ungewöhnliches Fressverhalten, wie einseitiges Fressen, Hinunterschlingen von Futter ohne Kauen (wenn gewöhnlich langsam gefressen wird), Aufschreien während des Fressens, Ausspucken/Fallen lassen von Futter, Anfauchen/Anknurren von Futter oder Napf
  • Mattigkeit/Apathie mit Fieber
  • Beulen am Kiefer oder unter einem Auge

Aber auch geringfügige Verhaltensveränderungen, denen wir gar keine große Beachtung schenken, können bereits Anzeichen für ein Problem in der Maulhöhle sein. Daher sind die jährlichen Gesundheitschecks in der Tierarztpraxis eine sichere Möglichkeit bereits den Beginn einer Erkrankung zu erkennen.

​​​​​​​Der Anfang - oder: Was passiert im Maul meines Vierbeiners?

In einer gesunden Maulhöhle sorgen Speichelfluss, Bewegungen von Zunge und Lefzen zusammen mit der Beschaffenheit der aufgenommenen Nahrung und die Abwehrmechanismen des Immunsystems dafür, dass die Maulflora im Gleichgewicht und unser Schützling gesund bleibt.

Die Fütterungs- bzw. Ernährungsgewohnheiten unserer heutigen Mitbewohner, akute oder chronische Infektionen durch bestimmte Viren oder Bakterien, Mangelerscheinungen, genetische Veranlagungen durch z.B. inadäquaten Speichelfluss oder Anomalien von Zähnen, Zahnfleisch und Kiefer, aber auch ein dauerhafter Stresszustand führen leider immer häufiger zu einer Verschiebung dieses fragilen Gleichgewichtes und verursachen somit die verschiedensten Probleme.

Am Beginn beinahe jeder Zahnerkrankung steht Zahnbelag - auch Plaque genannt. Das sind gelblich-weiße, schmierige Ablagerungen auf den Zähnen, die vor allem aus Speichel, in der Maulhöhle vorkommenden Bakterien und Futterpartikeln bestehen. Sie bilden sich, genau wie beim Menschen auch, besonders auf rauen Zahnoberflächen, am Zahnfleischrand und in engen Zahnzwischenräumen.

Wird dieser Belag regelmäßig durch das richtige Futter oder alternativ durch gründliches Zähneputzen effektiv entfernt, bekommt unser vierbeiniger Liebling in der Regel kaum oder nur wenige Probleme. Bleibt er allerdings längere Zeit - es reichen bereits wenige Tage - unberührt an den Zähnen haften, lagern sich nach und nach mineralische Salze aus dem Speichel ein und verhärten den bisher weichen Zahnbelag zu einer gelblich-bräunlichen, festen Masse, die sich nicht ohne weiteres vom Untergrund lösen lässt - Zahnstein ist entstanden und mit ihm kommt es zu mitunter übel stinkendem Maulgeruch. Mit seiner unregelmäßigen Oberfläche eignet sich diese feste Schicht nun wieder optimal als Grundlage für weitere Plaquebildung und ein Teufelskreislauf beginnt.

Durch im Zahnbelag bzw. Zahnstein befindliche Keime, den zunehmenden Druck der wachsenden Ablagerungen und die raue Oberfläche wird das angrenzende Zahnfleisch mehr und mehr irritiert und es kommt zu einer Zahnfleischentzündung - Gingivitis - die als geröteter Saum um die Zahnhälse sichtbar wird. In diesem Zustand bildet das angegriffene, geschwollene Zahnfleisch nicht mehr die natürlicherweise bestehende, stabile Begrenzung der Zähne sondern zieht sich immer mehr zurück, sodass Zahnfleischtaschen entstehen, in die sich wiederum zusätzlicher Zahnstein sammeln und Bakterien einnisten können. Das Zahnfleisch wird zunehmend schmerzhaft und neigt schnell zu Blutungen. Auch eitriges Material kann - muss aber nicht zwingend - bereits in diesem Stadium innerhalb der Schleimhautfalten sichtbar werden.

Die bisher beschriebenen Prozesse können bei unverzüglicher Behandlung noch vollständig behoben und somit sowohl Funktion als auch Gesundheit des Gebisses in Gänze wieder hergestellt werden.

Eine entsprechende Zahnsanierung, bestehend aus Zahnsteinentfernung, Nachbereitung der Zähne und Versorgung vorhandener Zahnfleischtaschen, bieten wir natürlich in unserer Praxis an. Des Weiteren ist eine sich anschließende langfristige und gewissenhafte Zahnhygiene und -pflege durch den Besitzer zuhause ein wichtiger Bestandteil des Managements von Zahnerkrankungen, da das Wiederauftreten von Zahnbelägen unvermeidbar ist.

Folgen - oder: Wieso wackelt der Zahn?

Wird es allerdings versäumt, die notwendigen Maßnahmen frühzeitig zu ergreifen, so breitet sich die bestehende Entzündung langsam auch auf das umliegende Gewebe aus. Die Zahnfleischtaschen werden immer tiefer bis sich Plaque, Zahnstein und in diesem Zusammenhang auch die Bakterien des Maulraumes zwischen Zahn und Kieferknochen schieben. Der dort befindliche Zahnhalteapparat wird durch die entzündlichen Vorgänge angegriffen - es entsteht eine Parodontitis, auch Parodontose genannt - und auch die direkt angrenzende Knochensubstanz des Kiefers schwindet nach und nach.

Über kurz oder lang führen all diese Prozesse zwangsläufig zu einer irreparablen Schädigung der natürlicherweise sehr stabilen Verankerung der Zähne in ihren Zahnfächern und es kommt zur Lockerung der Zähne und letztendlich zum Zahnverlust.

Sobald eine solche Zerstörung des Zahnhalteapparates samt Zahnlockerung stattgefunden hat, ist eine vollständige Wiederherstellung des Gebisses leider nicht mehr möglich, denn dieser Vorgang kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. In den meisten Fällen ist die einzige Möglichkeit dem Patienten Linderung zu verschaffen, die betroffenen Zähne im Zuge einer Zahnsanierung vollständig zu entfernen.

Leider merkt man unseren Schützlingen zuhause oft selbst in diesem weit fortgeschrittenen Stadium nur wenig an. Auch bei starken Schmerzen im Maul neigen viele Tiere dazu, nur sehr wenige Symptome zu zeigen.

Die Bevorzugung weichen Futters, das Kauen auf einer Seite, eine (geringe) Abnahme der Futtermenge, aber auch nur vermehrtes Speicheln oder ein übler Maulgeruch können die einzigen Anhaltspunkte für ein solches Problem in der Maulhöhle bleiben.

Das Ende (?) - oder: Warum sich eigentlich so viele Gedanken machen?

Nun könnte man ja meinen, ist der Zahn erst einmal draußen, wird doch alles wieder gut. Zahn weg - Zahnstein weg - Bakterien weg - Entzündung weg - Probleme weg Warum sich also trotzdem so viele Gedanken machen? Weil es leider nicht ganz so einfach ist.

Zunächst einmal gibt es im Maul unserer Vierbeiner verschieden aufgebaute Zähne. Zum einen solche mit nur einer flachen oder zwei kleineren Wurzeln - das sind die Schneidezähne, die kleinen vorderen Backenzähne und der allerletzte hintere Backenzahn. Diese fallen in der Regel tatsächlich mehr oder weniger „problemlos“ einfach aus, wenn der Zahnhalteapparat ausreichend geschädigt worden ist. Zum anderen haben sowohl Hunde, als auch Katzen zusätzlich noch Zähne mit einer großen, sehr tief reichenden Wurzel - die Reißzähne - und solche mit drei mächtigen Wurzeln - die großen hinteren Backenzähne.

Selbst bei einer sehr schweren Entzündung des Zahnhalteapparates und seiner Umgebung, die nicht selten mit der teilweisen oder sogar kompletten Auflösung einer oder mehrerer Wurzeln einhergeht, fallen diese Zähne in der Regel nicht von alleine heraus. Die Folge sind Zahnwurzelabszesse, die sich sogar bis in den Kieferknochen vorarbeiten und dort zu schwerwiegende Schäden und im schlimmsten Fall sogar zu Frakturen führen können.

Des Weiteren stellen bakterielle Infektionsherde in der Maulhöhle auch immer eine Gefahr für den restlichen Körper dar. Es ist vielen vielleicht nicht bewusst, aber die hieran beteiligten Bakterien können leicht in die Blutbahn einbrechen und sich über das Gefäßsystem im gesamten Organismus verbreiten.

Besonders gefährdet sind hierbei die Nieren, die Lungen, die Leber und - ganz besonders bei den älteren Tieren - auch die Herzklappen. Jeder wird sich vorstellen können, was für immensen Schaden eine solche Streuung krankmachender Erreger im Körper anrichten kann.

Und ist es erst einmal so weit gekommen und der Patient wird mit schlechtem Allgemeinbefinden, gänzlich fehlender Futter- und Wasseraufnahme, Austrocknung und Fieber vorstellig, so sind die dann notwendigen Behandlungen nicht nur sehr umfangreich, langwierig und mitunter sehr kompliziert, sondern auch das Narkoserisiko steigt gegenüber einer „einfachen“ Zahnsanierung deutlich an. Zusätzlich sind nicht selten im Vorfeld und im Anschluss eine stationäre Unterbringung und nach erfolgreichem Eingriff eine intensive Nachbehandlung der Tiere in der Praxis notwendig.

In jedem Fall bleibt die Vorsorge durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen in der Tierarztpraxis und ein frühzeitiges Eingreifen bei auffallenden Veränderungen das wertvollste Hilfsmittel, das wir in der Tiermedizin haben. Und das sollten wir auch nutzen um unseren vierbeinigen Schützlingen ein gesundes, langes Leben zu ermöglichen.

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